Ohne Mikroorganismen kein Leben
Um zu verstehen, wie ausgesprochen hilfreich und wichtig Mikroorganismen dem Menschen und den Pflanzen und Tieren sind, muss zunächst klar sein, dass nur ein geringer Teil dieser Einzeller krank machend oder schädlich ist. Die meisten der Mikroorganismen leben mit anderen Lebewesen von Anbeginn an in Symbiose. Milliarden davon leben auf unserer Haut, verrichten die Verdauungsarbeit im Darm, besiedeln unsere Schleimhäute. Ohne diese Mikroorganismen würden wir krank werden und die Organe des Körpers könnten ihre Arbeit nicht mehr richtig verrichten. Die Hygienevorstellung der Moderne konzentrierte sich ausschließlich auf krank machende Keime und brachte Desinfektionsmittel selbst im Haushaltreiniger und im Waschmittel auf den Markt. Entsprechend voreingenommen bis hysterisch ist unsere Haltung zur Koexistenz mit dieser Lebewesengruppe. Erst in neuester Zeit kommen die Leistungen unserer allgegenwärtigen Besiedler zur Sprache und endlich auch zur Würdigung. Mikroorganismen wie Bakterien, Hefen und Pilze sind nicht nur die wichtigsten Reduzenten, die unsere Umwelt aufräumen und jedes Jahr dafür sorgen, dass im Wald Platz für die neu herunterfallenden Blätter ist, sondern sie dienen dem Menschen seit Jahrtausenden der Veredelung und der Konservierung von Lebensmitteln. Kein Bier, kein Brot, kein Essig, kein Wein, kein Joghurt oder Käse ohne Abermilliarden von Milchsäurebakterien, Hefen ect.
Professor Rudolf Vierchow wandte in seiner Klinik die sogenannte Millieutheorie an. Er ließ die Krankenzimmer mit Sauerteigkrümeln ausfegen und hatte damit kaum Wundentzündungen zu verzeichnen. Warum? Wo „gute“, dem Organismus lebensförderliche Keime vorherrschen, haben die krankmachenden Keime keinen Platz sich anzusiedeln, der Nährboden ist sozusagen schon besetzt.
Diesen Umstand nutzen wir aus, um – statt unsere Ställe mit giftigen Insektiziden und Desinfektionsmitteln zu behandeln und damit auch alle lebensförderlichen Keime mit zu töten – diese mit hilfreichen Organismen reichlich zu besiedeln. Dazu vermehren wir die Mikroorganismen auf einem Abfallprodukt der Zuckerherstellung, nämlich auf Melasse, selbst. Die bei der Fermentation unter Luftabschluss daraus entstandene Lösung werden auch als aktive effektive Mikroorganismen (Em-a) beezichnet. Die Flüssigkeit ist sauer (pH-Wert) und enthält Abermillionen lebender Mikroorganismen, die ihren Dienst nicht nur in den Ställen tun, sondern auch als Biologischer Reiniger, Zusatz in der Waschmaschine statt Weichspüler (baut organische Verbindungen ab und reinigt somit nachher auch das Wasser), als „Klarspüler“ in der Spülmaschine, als Pflegemittel für das Fell der Tiere, als Badewasserzusatz, in der Baustellensanierung bei Schimmelpilzbefall, als aktivierende Düngelösung für den Garten, als biologische Abwasserreinigung ect. ect. In einem nachhaltig geführten Hof kann im Prinzip in keinem der Lebens- und Wirtschaftsbereiche auf das Heer der hilfreichen Mikroorganismen verzichtet werden.