Philosophie – Lebenstoene

Lebenston

Das Geheimnis der Kunst liegt darin, dass man nicht sucht, sondern findet.
Pablo Picasso

Geschichte des Retreats

Durch alle Zeiten und Kulturen, in allen Religionen findet man für kritische Lebenssituationen, in denen Entscheidungen gefragt sind, in denen kein Weg zu sehen ist, in denen der Schmerz des Verlustes betäubt oder auch große Kraft und ein Hinauswachsen über sich selbst erforderlich wird, die Möglichkeit eines Retreats. Eingekehrt bei sich selbst, mit der Unterstützung eines geistigen Führers oder Weisen oder Medizinmanns oder eines Geistlichen oder der Traditionen gab es für die Menschen die Möglichkeit, sich in einem geschützten Raum oder einem Ritus sich ihrer selbst gewahr zu werden, Verletzungen und Trauer zu spüren, Orientierung zu suchen, den eigenen Lebenston wieder zu finden, wenn er verstummt war. Ihn zu stimmen, wenn er verstimmt war. Die Verbindung wieder zu finden zum Lebendigen, zu den Schutzmächten, wieder in Schwingung zu treten mit den anderen Lebewesen und den Menschen um einen herum. Der Naturzyklus gab die Eckpunkte des menschlichen Lebens miteinander und mit der Natur vor.

Moderne Situation

Die moderne Zeit hat höhere Mächte für überflüssig erklärt – Wissenschaft und Technik schalten gefährliche oder unbequeme Umwelteinflüsse aus. Alles scheint machbar und steuerbar, der Mensch wird zum Designer der Lebenswelt des Menschen, oft auch der Herrscher über Leben und Tod. Der Schmerz soll ausgeschaltet werden aus unserem Leben, die Perfektion und Bequemlichkeit soll siegen.
Wertevielfalt und Wahlfreiheit sind die großen Schlagworte der modernen Gesellschaften bei gleichzeitigem Verlust der  Sinnressource. Die große Angst und Depression ist angesagt, in Zeiten, die paradoxer Weise noch nie so sicher schienen und so voll Wohlstand waren wie diese. Der Mensch, freigesetzt aus den Traditionen und den zyklischen Lebensprozessen, aus dem Überlebenskampf mit den rauen Unbilden der Natur, ist nun auf sich selbst zurückgeworfen. Philosophen sprechen davon, dass der moderne Mensch sich selbst immer wieder neu erfinden muss, sich zu allem positionieren und die Horizonte für sein Leben immer wieder neu finden muss.
Es bleibt ihm individuell auszuhandeln und auszuhalten, wie er mit erlebtem Schmerz, mit Verlusten und Brüchen, mit Zerbrechlichkeit und Fehlbarkeit, mit körperlicher Vergänglichkeit und seinem Versagen umgehen und diese verantworten soll in einer ewig jungen, schönen, unversehrten Welt. Es bleibt die Suche nach sich selbst, dem Sinn, der Bestimmung, nach unserem Platz im Leben.

Dabei sind es gerade die Verluste, die Kämpfe, die uns die Narben zufügen und ihre Bewältigung gleichzeitig die großen Weichen stellen in unserem Leben.  Die uns ein unverwechselbares Gesicht geben, weil wir wieder lachen gelernt haben, ungeahnte Kräfte in uns wecken und unsere persönliche Bewältigungsbiografie schreiben.  Die uns die Widerstandskraft (Resilienz) gaben, um erfahren mit neuen Herausforderungen umzugehen, Verantwortung für uns und andere zu übernehmen. Die uns das Gefühl geben, unser Leben tatsächlich durchlebt zu haben und nicht verdrängt oder mitgetrieben worden zu sein. Die uns Charakter verleihen und Würde.
Nur gönnen wir uns viel zu selten eine Möglichkeit, diesen Lebensprozessen eine eigene Zeit zu widmen. Eine Zeit der Einkehr, des Innehaltens, des Durchlebens schmerzhafter Prozesse, der Draufsicht, der Neujustierung seiner Ziele, des Neubeginns, der Orientierung, der Visionssuche. Mit einem modernen Wort zusammengefasst: einen Retreat. Und wie es immer Begleiter gab auf diesen sensiblen und kraftvollen Lebensabschnitten oder Ritualen, gibt es auch heute Begleiter, die da sind und aushalten, spiegeln, zuhören, Raum geben, Mitmensch sind.
Sie kennen sie aus ihrem Alltag – die wirklichen Freunde. Und es gibt sie als Berater, gut ausgebildet in der Kunst, dem Menschen ein achtungsvolles Gegenüber zu sein, ein Mitstreiter. Verschwiegen und standhaft, verständnisvoll und reflektierend. Auch  provozierend und fordernd, weil sie ihn gebeten haben, den Blick zu weiten und nach neuen Horizonten aufzubrechen. Wohlbefinden zu erlangen. Dankbar zu sein.

    • Seinen Lebenston (wieder) finden – das ist zusammengefasst die Möglichkeit unseres Angebotes im Töpfer-Atelier.
    • Formen, die aus uns heraus wachsen,  helfen, unseren menschlichen Befindlichkeiten Ausdruck zu verleihen. Nicht immer lassen sich Gefühle in Worte fassen, Verluste überwinden. Ton kann der ganz eigenen Geschichte, den unaussprechlichen Empfindungen eine Gegen-Ständlichkeit geben, an der wir uns abarbeiten und mit der wir dann weiterleben können.
    • Diese Arbeit wird im Gespräch und Schaffensprozess begleitet von einer ausgebildeten Traumaberaterin.